Wiedersehen mit Jack Whitten – Eine Retrospektive im MoMA, New York
Vor einigen Jahren hatte ich erstmals die Gelegenheit, Jack Whittens Werke im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen. Damals war es eine echte Überraschung für mich, seine Mosaikbilder zu entdecken. Besonders faszinierte mich, wie er nach einem Aufenthalt in Griechenland die dortige Mosaiktechnik in seine Malerei integrierte.
Schon damals war ich beeindruckt von seiner einzigartigen Methode, die Mosaiksteine aus getrockneter Acrylfarbe selbst herzustellen – eine kreative und zugleich aufwendige Technik, die seinen Arbeiten eine besondere Tiefe und Struktur verleiht.
Im April 2025 bot sich mir nun die Möglichkeit, Whittens Werke in einer umfassenden Retrospektive im Museum of Modern Art (MoMA) in New York erneut zu erleben. Die Ausstellung eröffnete mir neue Einblicke in seine Arbeitsweise. Besonders spannend war zu erfahren, dass seine Faszination für Acrylfarbe unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass dieses Medium erst in den 1970er-Jahren aufkam – eine Zeit, in der Whitten mit großer Neugier und Experimentierfreude damit arbeitete.
Ein herausragendes Beispiel seines innovativen Umgangs mit Acryl: Er trug die Farbe in extrem dicken Schichten auf die Leinwand auf und zog sie anschließend mit einer selbstgebauten, drei Meter breiten Harke darüber. Das Ergebnis waren beeindruckende Farb- und Formverläufe, die fast wie geologische Schichtungen wirken – lebendig, dynamisch und voller Energie.
Die Wiederbegegnung mit seinen Mosaikbildern war für mich ebenso berührend wie beim ersten Mal. Es ist kaum vorstellbar, mit welchem Einsatz und welcher Hingabe Jack Whitten gearbeitet haben muss. Seine Werke strahlen eine Intensität aus, die vermuten lässt, dass er wie ein Besessener – Tag und Nacht – an ihnen gearbeitet hat.
Ein Besuch der Retrospektive ist nicht nur ein ästhetisches Erlebnis, sondern auch eine inspirierende Reise durch das Schaffen eines außergewöhnlichen Künstlers.

Flying high for Betty Carter
Jack Whitten 1998
On November 10, 1998, Whitten noted in his studio log that he had devoted 1,310 hours of labor toward the making of Flying High For Betty Carter. He was inspired to create the work after seeing the jazz singer perform at Slug’s Saloon in New York’s East Village in the 1960s: „I had to do a big painting for Betty Carter. It had to be brassy, celebratory, and over-the-top with a commanding presence….
The range of her voice could penetrate the highest emotional pitch imaginable…. Flying High is a B-52 Stratofortress Bomber piloted by General Betty Carter flying at 50,000 feet.“